Rund um Schüttorf
durch Quendorf, Engden, Neerlage, Ohne und Samern

 

Als wir uns an die Planung der Radwanderung rund um die Samtgemeinde Schüttorf machten, stellten wir schnell fest, das eine Tour, die alle alle Mitgliedsgemeinden umfasste einfach zu lang für uns war. Wir haben uns deshalb entschlossen, die Gemeinde Isterberg und die umliegenden Gebiete bei dieser Tour „außen vor“ zu lassen. Ambitioniertere Radwanderer können aber die Tour erweitern und den Isterberg mit „ins Programm“ nehmen. Es lohnt sich.

Zur Rundfahrt: Von der Alten Kirchschule in Schüttorf ging es in Richtung Norden über die Drievordener Straße zum Quendorfer See. Nachdem wir die A 30 überquert haben legten wir schon nach ein paar Kilometern dien ersten Stopp ein. Rechts von der Drievordener Straße zweigt ein kleiner Weg zum nahegelegenen Kapellenplatz ab, der mitten in einem kleinen Wäldchen liegt.

Zurück auf der Drievordener Straße führte die Tour uns vorbei am Waldgebiet Heidfeld, in dem auch der Schüttorfer Stadtwald liegt, weiter in Richtung Engden. An der Emsbürener Straße ging es nach links und dann gleich wieder nach rechts. Auf der Schüttorfer Straße erreichten wir schließlich Engden. Die Dorfstraße und der Emsbürener Weg führten uns vorbei an der kath. Kirche St. Antonius, dem alten Dobbe Spieker und dem sogenannten Bügeleisenhaus in Richtung Emsbüren.

Nach Kilometern bogen wir rechts in den Rehfeldweg ab, den wir bis zum Rundweg folgten. Dort hielten wir uns rechts und fuhren weiter bis zur Schüttorfer Straße,die wir geradeaus überquerten. Über eine kleinen Feldweg erreichten wir das Alte Vechtewehr. Am nahegelegenen kunstwegen-Projekt „Vechtefenster“ legten wir ein eine kurze Pause ein.

Weiter ging es über den Vechtetalweg und dem Neerlager Postdamm in Richtung Quendorf. Am Quendorfer Bahnhof ging es für ein paar Hundert Meter über die Nordhorner Straße in Richtung Schüttorf. Dann bogen wir nach links in die Straße „Helpers Höhe“ ein.

Entlang des Randes des Bentheimer Waldes brachte uns unsere Rundtour zur Gaststätte „Beim Waldbauerm“. Mit Kaffee und Kuchen stärkten wir uns für die Weiterfahrt. Sie ging durch den Bentheimer Wald bis zur Franzosenschlucht, die wir auf einem kleinen Nebenweg durchquerten. An der Suddendorfer Straße bogen wir gleich rechts in die Straße Am Ohner Diek ein, die uns bis nach Ohne brachte. Dabei überquerten wir zwei alte denkmalgeschütze Straßenbrücken.

Nach einem kurzen Abstecher in die Ohner Dorfmitte mit der ältesten Kirche der Grafschaft ging es über die Schüttorfer Straße wieder Richtung Norden. Nach einigen Kilometern erreichten wir Samern und bogen dort rechts in einen kleinen Weg ab. Er führte uns zur Vechte, die wir über eine sehr idyllisch gelegene, alte Holzbrücke querten. Weiter ging es bis zur Straße „Am Esch“, in die wir links einbogen. Kurz vor der A 31 hielten wir uns rechts und fuhren über den „Maxel“ bis zum Rheiner Damm. Den folgten wir vorbei am Hof Schulze-Holmer mit seinen historischen Gebäuden und kunstwegen-Projekten bis zur Schüttorfer Straße, die uns zurück zum Ausgangspunkt unserer Rundtour brachte.

Die Rundfahrt hatte eine Länge von ca.48 km. Inklusive unserer Pausen waren wir rund 5 Stunden unterwegs.

Fotos: Hans-Dieter Schrader, Heimatverein Samtgemeinde Schüttorf e.V.
Karte: komoot

Tipp:

Eine 50-Kilometer-Tour ist nicht unbedingt für Familien mit kleinen Kindern geeignet. Mann kann diese Toren aber gut in zwei Etappen aufteilen, die man an verschiedenen Tagen bestreiten kann. Wir empfehlen dann die erste Etappe bei der Gaststätte „Beim Waldbauern“ enden zu lassen und direkt nach Schüttorf zurückzufahren. Am nächsten Tag kann man dann die zweite Etappe der Rundtour „Beim Waldbauern“ wieder aufnehmen und dann die zweite Touretappe über Ohne und Samern fahren.

Der Kapellenplatz (Kluse)

liegt ungefähr 5 Kilometer von der Schüttorfer Altstadt entfernt und in der Bauernschaft Quendorf. Dort befand sich von 14. bis zum 16 Jahrhundert eine kleine Kirche/Kapelle. Sie war ein einfacher Fachwerkbau und lag etwas abseits an einem wichtigen Verkehrsweg auf einen mit zwei Gräben und einem Holzzaum umgebenen Platz. Es wird vermutet, dass es eventuell sogar noch ein älteres Bauwerk dort gegeben hat, das aus Holz gebaut worden war. Im Zuge der Reformation wurde die Kapelle dann zerstört. Spuren an den wenigen Überresten legen die Vermutung nahe, dass die Kapelle ein Raub der Flammen geworden war. Soweit bekannt war die Kapelle nur von einem oder zwei Mönchen bewohnt, die hier in aller Abgeschiedenheit lebten. Von daher auch der Name Kluse (Einsiedlerei).

Das Bügeleisenhaus

ist das wohl markantesten Wohnhaus im Dorf Engden. Der Kirchentischler Ahlering – ein Auswärtiger, der durch Einheiratung in das Dorf gekommen war – wollte zu Beginn des 20. Jahrhunderts sein Wohnhaus in Engden bauen, und suchte dafür ein Baugrundstück. Die ortsansässigen Bauern wollten dem „auswärtigen“ Bauherren aber nur eine kleine spitzwinklige Fläche zwischen zwei Wegen verkaufen. Das führte dazu, dass Ahlering sein Haus so planen musste, dass es auf auf dieses ungewöhnlich Baugrundstück passte. So baute er das zweistöckige Wohnaus mit einem ungewöhnlichen Grundriss, bei dem es keine rechtwinkligen Zimmer gab.

Die Engdener gaben diesem Haus bald den Namen „Bügeleisenhaus“. Mit dem Bau des Bügeleisenhauses, das heute unterDenkmalschutz steht, wurde bereits 1900 begonnen.Es konnte aber – bedingt durch Materialmangel – erst nach Ende des 1. Weltkrieges fertiggestellt werden.

Auf Helpers Höchte (Höhe)

fand um 1836 herum auf einem kleinen Hügel die letzte Hinrichtung in der Grafschaft Bentheim statt

Aber was war dort vorgefallen. Zwei Hollandgänger – auch Pickmäijers genannt – waren auf dem Rückweg in ihre emsländische Heimat durch Quendorf unterwegs. Ihre Beutel war gut mit Geld gefüllt, das sie sich iin Holland erarbeitet hatten. Aber einer von ihnen wollte sich damit nicht zufrieden geben. Er erschlug seinen Kameraden und raubte ihm seinen Geldbeutel. Obgleich er die Leiche seines Opfer so gut verscharrte, dass sie nie gefunden wurde, konnte er des Mordes überführt werden und wurde zum Tode verurteilt. Er sollte an der Stelle, wo der Mord geschehen war, durch das Schwert hingerichtet werden.

Am Tag der Hinrichtung war ganz Quendorf am Hinrichtungsplatz versammelt. Selbst die Kinder aus der kleinen Quendorfer Schule marschierten – angeführt von ihrem Lehrer – zum Ort der Sühne. Als bald näherte ein Wagen mit dem Verurteilten, namens Günnemann, gefolgt vom Amtsvogt sowie weiteren Amtspersonen des Bentheimer Gerichts und natürlich dem Scharfrichter.

Günnemann wurde vom Wagen geladen und auf einen Stuhl gefesselt. Nachdem noch ein Gebet für den Sünder gesprochen wurde, waltete der Scharfrichter seines Amtes. Mit nur einem Hieb enthaupte er Günnemann. Dessen sterbliche Überreste wurden an Ort und Stelle beigesetzt. Heute kennt keiner mehr die genau den Platz, wo dies alles geschehen ist.

 

Das Dorfbild von Ohne

wird dominiert von der ev.-ref. Kirche. Sie gilt die ältesten Kirche der Grafschaft Bentheim. Der romanische Mittelteil stammt aus dem 13. Jahrhundert. Nur ein paar Jahre jünger ist der knapp 30 Meter hohe Kirchturm, der wohl ursprünglich als Wehrturm errichtet wurde. 1757 wurde das Kirchendach und auch der Turm durch einen verheerenden Brand zerstört, dem auch zahlreiche Häuser des kleinen Dorfes zum Opfer fielen. Man brauchte einige Jahre, um die Schäden an der Kirche zu beheben. Daran erinnert auch die Jahreszahl 1764 an der Vorderseite des Turmes.

Ohne ist eine sehr alte Siedlung direkt an den Ufern der Vechte und an der Grenze zwischen der Grafschaft Bentheim und dem Bistum Münster. Zwei wichtige Handelswege von Amsterdam nach Osnabrück und von Münster/Köln nach Nordholland/Friesland trafen sich hier, was zu wirtschaftlichem und privatem Wohlstand im Dorfe führte. In Ohne gab es auch der ersten Textilmanufakturen in der Grafschaft. Gegen Mitte des 19. Jahrhundert und spätestens mit der Eröffnung der Eisenbahnverbindung Almelo-Salzbergen verlor Ohne seine Bedeutung als Kreuzungspunkt im Transitverkehr.

Die Hofstelle Schulze-Holmer

in Samern zählt zu den größten und auch ältesten Hofstellen in der Obergrafschaft. Urkundlich wird sie bereits 1213 erwähnt. Viele der heute noch vorhandenen Gebäude stammen aus dem 17. und 18. Jahrhundert oder sind sogar noch älter. Neben dem Hauptgebäude zählten zwei Speicher (Spieker), eine Remise mit Webkammer, ein Backofen und zwei Scheunen zur Hofstelle. 2011 wurden diese Gebäude des Hofensembles aufwändig saniert.

Zwei der restaurierten Hofgebäude sind heute öffentlich zugänglich. In einer Scheune, die vormals als Bullen- und Schafstall genutzt wurde, wird eine Videoinstallation und eine kleine Ausstellung zum Thema „Topografie der Gemeinheit“ gezeigt. Sie ist das Werk des Künstlers Christoph Schäfer und Teil des Kunstprojektes „Raumsichten“. Im alten Spieker von 1785 befindet sich eine Dauerausstellung mit beleuchteten Bildkreisen, die die Besonderheiten des Samerrotts, das Wirken der Wiedertäufer in Münster und die Familiengeschichte der Schulze-Holmers zum Thema hat. Beide Projekte gehören zur grenzüberschreitenden Kunstausstellung „kunstwegen“. Beide Räume sind während der Tagesstunden für Besucher*innen geöffnet.