Hofstelle
Schulze-Holmer

Von Wiedertäufern und Gemeinheiten

Die Hofstelle Schulze-Holmer in Samern zählt zu den größten und auch ältesten Hofstellen in der Obergrafschaft. Urkundlich wird sie bereits 1213 erwähnt. Es ist aber davon auszugehen, dass sie schon 100 Jahre früher entstanden ist. Die Hofstelle wurde in Laufe der Jahrhunderte mehrfach erweitert und umgebaut. Viele der heute noch vorhandenen Gebäude stammen aus dem 17. und 18. Jahrhundert oder sind sogar noch älter. Neben dem Hauptgebäude zählten zwei Speicher (Spieker), eine Remise mit Webkammer, ein Backofen und zwei Scheunen zur Hofstelle.

Zu Beginn des 21. Jahrhunderts war aber bei einem Großteil der Hofgebäude die Bausubstanz so stark verfallen, dass Überlegungen laut wurden, sie abzureißen. Durch das gemeinsame Engagement der Denkmalpflege des Landkreises und der Samtgemeinde Schüttorf sowie der Mitwirkung unsers Heimatvereins und dem Entgegenkommen des Eigentümers konnte dies jedoch verhindert werden. Mit erheblichen finanziellen Mitteln von Land, Kreis und Samtgemeinde sowie der Gemeinde Samern konnten 2011 sechs Gebäude des Hofensembles aufwändig saniert und damit der Nachwelt erhalten werden.

Zwei der restaurierten Hofgebäude sind heute öffentlich zugänglich. In einer Scheune, die vormals als Bullen- und Schafstall genutzt wurde, wird eine Videoinstallation und eine kleine Ausstellung zum Thema „Topografie der Gemeinheit“ gezeigt. Sie ist das Werk des Künstlers Christoph Schäfer und Teil des Kunstprojektes „Raumsichten“. Im alten Spieker von 1785 befindet sich eine Dauerausstellung mit beleuchteten Bildkreisen, die die Besonderheiten des Samerrotts, das Wirken der Wiedertäufer in Münster und die Familiengeschichte der Schulze-Holmers zum Thema hat. Beide Projekte gehören zur grenzüberschreitenden Kunstausstellung „kunstwegen“. Neben den beiden öffentlich zugänglichen Gebäuden werden zwei weitere historische Hofgebäude vom Heimatverein der Samtgemeinde und der Gemeinde Samern für Archivzwecke genutzt.

Scheune wie auch Spieker sind direkt vom alten Liekweg* zu Fuß oder mit dem Fahrrad zu erreichen. Da am Hof von Schulze-Holmer keine öffentlichen Parkplätze vorhanden sind, wird von einer Anfahrt mit dem PKW abgeraten. Beide Räume sind während der Tagesstunden für Besucher*innen geöffnet.

Öffnungszeiten: täglich zu den Tagesstunden

Eintritt: kostenlos

Anreise: am besten mit dem Fahrrad oder zu Fuß

* Da in früheren Zeiten Verstorbene nur auf den Friedhöfen nahe der Kirchen beigesetzt werden durften und es in Samern und den anderen Landgemeinden keine Kirchen gab, wurden die Leichname nach Schüttorf gebracht. Dafür wurden extra Liekwege angelegt, die zur Laurentius-Kirche führten. Einer dieser Wege aus Samern führt direkt am Hof von Schulze-Holmer vorbei. Wohl weil es eine der Aufgaben des Schulten Holmer war, die Toten vor der Überführung nach Schüttorf zu beschauen und zur Beerdigung freizugeben.

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