Gefunden an der Stadtmauer:
Historische Munition aus dem Mittelalter

Bei Ausschachtungsarbeiten für die Fundamente des neuen historischen Wehrgangs am Fuße der Stadtmauer wurden 3 Steinkugeln gefunden. Sie haben ein Durchmesser von rund 5 cm und lagen dicht beieinander im Erdreich. Noch ist unklar, um was es sich bei diesen Steinkugeln handelt. Und auch die Gesteinsart, aus der die Kugeln geschliffen wurden, wird derzeit noch untersucht.

Aller Wahrscheinlichkeit nach handelt es sich bei den Steinkugeln um Geschützmunition für sogenannte Steinbüchsen. Diese Kanonen kamen erst Ende des 14. Jahrhunderts zum Einsatz. Es könnte sich bei den Steinkugeln aber auch um sogenannte Blidenkugeln handeln, die mithilfe einer Schleuder auf den Feind geworfen wurden. Üblicherweise haben die Blidenkugeln aber eine abgeflachte Seite, um sie besser in der Schleuder befestigen zu können. Solche Abflachungen sind aber bei den Schüttorfer Steinkugeln nicht zu erkennen.

Steinbüchsen wurden mit Schwarzpulver als Treibladung gefüllt. Durch die Zündung des Schwarzpulver wurden die Steinkugeln durch ein Geschützrohr geschossen. Deshalb mussten diese Steinkugeln exakter abgerundet sein als die Bildenkugeln, weil es sonst zu Beschädigungen des Rohrs oder zu einer geringeren Wirksamkeit infolge von Druckverlust kommen konnte. Mit schlecht abgerundeten Steinkugeln sank die Reichweite und die Treffergenauigkeit.

Steinbüchsen wurden vor allem bei der Belagerungen von Bürgen und Stadtfestungen als sogenannte „Mauerbrecher“ eingesetzt. Um dabei Wirkung zu zeigen, mussten sehr großkalibrige Kugeln ( bis zu 75 cm Durchmesser) verschossen werden, da die Steinkugeln beim Aufprall meist zerbarsten. Jedoch konnten sie dabei entstehenden Steinsplitter erheblichen körperliche Schäden bei den Verteidigers der Mauern und Türme anrichten.

Die relativ geringe Größe der Schüttorfer Steinkugeln legt nahe, dass sie mit einer tragbaren Steinbüchse verschossen wurden, die von einem Mann bedient und abgefeuert wurde. Gegen wen oder was die kleinen Steinkugeln bei der Verteidigung der Stadt eingesetzt wurden, ist auch noch nicht ganz klar. Dass die Steinkugeln so dicht beieinander lagen, lässt darauf schließen, dass unmittelbar an der Stadtmauer kleine Munitionsdepots angelegt worden waren.

Fotos: J. Stanitzek, Stadtarchiv