Winteranfang im Gildehauser Venn.
Von Heinz Bavinck
Die Frühsonne steigt in helloranger Farbe, aber noch versteckt hinter einer Baumreihe am Horizont empor und verwandelt die Vennflächen mit ihren zahlreichen, hohen Pfeifengräsern in ein goldiges Meer.
Die vereinzelt stehenden Kiefern im Hintergrund wirken durch die ersten Sonnenstrahlen nicht mehr so bedrohlich Dunkel, so wie es in den letzten Wochen der Fall war bei den vielen Regentagen.
Die fast weißen Moor-Birken lockern den Gesamtblick über das Venn auf. Fast wirkt es so, als ob sie tanzend am Naturpfad entlang sich bewegen. Die dünnen Zweige der Birken wiegen sich im Rhythmus des doch spürbaren Westwindes ihrem eigenen Takt an diesem Morgen und werfen dabei gelegentlich dünne Zweige auf den Boden.
Der Naturpfad quer durch das Venn wurde von dem damaligen Naturschutzbeauftragten vom Landkreis Graf. Bentheim Herrn Carl-Heinz Schrödter erdacht und angelegt.
Das Gildehauser Venn ist schon seit 1938 ein Naturschutzgebiet und jetzt auch noch in Teilen ein FFH-Gebiet zusätzlich geworden.
Gleich bei den ersten Schritten heute Morgen im Venn hörte ich in der Ferne die markanten Rufe der Kraniche und auch die Rufe einiger Gänse und Enten. Auf den Moorweihern war doch Leben zu spüren.
Manchmal überflogen auch kleinere Trupps mit Wacholderdrosseln die Flächen. Diese Drosselart ist leicht zu bestimmen über den Ruf. Dieser Ruf ist ein Kontaktruf untereinander um den Schwarm zusammen zu halten. Man redet bei dem Ruf über das „Schackern“ dieser Drosselart.
Das Gildehauser Venn mit den ausgedehnten Heideflächen zwischen den vielen gut verteilten Weihern in der Fläche, sind hauptsächlich zwei Heidearten zu sehen. Die Besenheide und die Glockenheide. In der Winterzeit sieht man mit viel Glück noch kleine versteckte lilafarbene Knospen der Besenheide. Die Besenheide ist ein Kleinstrauchgewächs und läuft in der Winterzeit broncefarbig an. Nicht alle Kleinsträucher haben die vielen Grafschafter Landschafe bei ihrem Grasen anscheinend erwischt in ihrer Tätigkeit als Naturschützer für die Heidelandschaft. Zu bestimmten Zeiten im Jahr fressen hier einige hundert Schafe die Gräser und die Heiden nieder.
Auf vielen alten Baumstümpfen am Wegesrand sind kleine Trompetenflechten zu sehen. Man muss dann allerdings genau hinschauen, weil diese Flechtenart nur 1-3mm groß ist. Eine interessante kleine Art die sogar in unseren Wäldern vorkommt.
Von dem hier vorkommenden Sonnentau und auch von dem Lungen-Enzian ist jetzt in der Winterzeit nichts mehr zu erkennen. Gerade in diesem Jahr ist der „Knüppeldamm“ neugestaltet und dabei etwas erhöht wieder neu angelegt worden. Genau an diesen Knüppeldamm konnte man in den vergangenen Jahren immer mehrere Lungen-Enziane finden. Es haben Gott sei Dank mit dieser Umbau-Aktion doch einige Pflanzen überlebt und im Sommer auch geblüht und somit ist die Art gerettet worden.
Man kann mit etwas geschultem Blick am Wegesrand die ausgeblühten Ähren der Moorlilie erkennen. Auch eine Seltenheit in unserer Flora. Im Winter sind die Moorlilien mit ihren rotbraunen Knospen an den alten Ähren zu erkennen. Im Sommer zur Hauptblütezeit ist die Moorlilie in einem leuchtenden Gelb schon von Weitem zu sehen. Man nennt die Moorlilie auch noch Ährenlilie oder auch Beinbrech.
Inzwischen haben auf meinem Weg durch das Moorgebiet schon mehrere Trupps mit ziehenden Wildgänsen in südwestlicher Richtung überflogen. Es handelte sich dabei überwiegend um Blässgänse und auch um Graugänse. Gelegentlich kann man hier auch die eingewanderten Nilgänse und Kanadagänse hin und her fliegen sehen und kann sie auch hören.
In den Flächen sieht man hier und da krummgewachsene Kiefern und Birken stehen. Meiner Meinung nach geschieht dies durch den schwammigen Untergrund im Moorgebiet. Bei heftigen Stürmen werden oft Bäume runtergedrückt, weil die Bäume nicht fest genug im Moorboden verankert sind. Da Bäume aber immer in ihrem weiteren Wuchs wieder zum Licht hochstreben, entsteht dann eine neue Biegung im Stamm. So bleibt dann ein „Zickzack-Wuchs“ zurück.
Zwischen der großen Anzahl an hohen Pfeifengräsern, größeren Birkengruppen, auch kommen Weidengruppen vor, stehen in dem hügeligen Gelände die Senken voll Wasser, die sogenannten Heideweiher oder Moorweiher. Wobei von dem Wanderweg aus nicht immer alles einzusehen ist, sondern lediglich ein langer Hals und Kopf nur herausragt. Gesehen bei dem weißen Silberreiher zwischen den hohen Pfeifengräsern. Etwas weiter am Weg waren noch Mal Höckerschwäne in der Ferne zu sehen.
Sehr schön fand ich die Krummhölzer, in Kiefer und Birke, die Teilweise über dem Wasserspiegel zu sehen waren. Ein Hingucker für mich und gleichzeitig ein gutes Fotomotiv.
An zwei verschiedenen Stellen im Moorgebiet waren zeitgleich Kranichrufe zu hören, was auf mehrere Paare hindeutet. Es sind auch in der letzten Brutsaison einige Jungkraniche hier groß geworden.
Ein wunderbares Ergebnis in unserer näheren Umgebung.